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Mitten im Feuermeer

Mitten im Feuermeer

Der 80. Jahrestag des Ausbruchs des Aufstands im Warschauer Ghetto ist ein schwieriges und schmerzhaftes Gedenken an die tragischen und zugleich heldenhaften Ereignisse im April und Mai 1943.

Das Warschauer Ghetto war das größte Ghetto im Generalgouvernement und im gesamten besetzten Europa, in dem Hunderttausende polnische Bürger jüdischer Herkunft sowie mehrere tausend deutsche Juden zusammengepfercht waren. Im April 1941 waren etwa 460.000 Menschen in dem “ „Seuchensperrgebiet““, wie das Ghetto genannt wurde, versammelt. Dieser Ort war die vorletzte – und für viele auch die letzte – Station vor dem grausamen Tod in der Gaskammer von Treblinka.

Die Lebensbedingungen im Ghetto waren nicht nur menschenunwürdig, sondern aufgrund von Hunger, Kälte, Krankheiten und dramatischen hygienischen Verhältnissen verheerend. Ab Juli 1942 fuhren die Güterzüge systematisch vom Umschlagplatz ab und hielten an der Rampe von Treblinka. Bis zum 21. September 1942 waren 300.000 Menschen deportiert worden. Die Juden wussten bereits, wohin die Transporte gehen würden. In dieser Situation, vor der von den Deutschen geplanten endgültigen Deportation, wurde am 19. April 1943 ein ungleicher Kampf entschieden.

Die Kämpfe dauerten bis zum 16. Mai 1943, als auf Befehl von Jürgen Stroop als Zeichen des Sieges die Große Synagoge in der Tłomackie-Straße gesprengt wurde. In seinem Bericht gab General Stroop an, dass 56.000 Juden getötet und 631 Bunker zerstört worden waren. Das Ghettogebiet wurde in eine Stein- und Ziegelwüste verwandelt.

„Das jüdische Wohnviertel in Warschau existiert nicht mehr“, berichtete Stroop an Hitler.

Die wichtigste Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Aufstands wird am 19. April in Warschau stattfinden. An ihnen werden die Präsidenten Polens, Israels und Deutschlands teilnehmen.

Im Polin-Museum in Warschau werden in den nächsten Tagen rund hundert Veranstaltungen zum tragischen Jahrestag stattfinden.

Auch in Zgorzelec und Görlitz werden wir an diesen letzten Aufstand im Warschauer Ghetto erinnern. Der Verein Meetingpoint Memory Messiaen e.V. beteiligt sich zusammen mit der Stiftung Erinnerung, Bildung, Kultur an der elften Auflage der Sozial- und Bildungsaktion Narzissen.

Im Rahmen dieser Veranstaltung am 19.04.2023 werden die Organisatoren gemeinsam mit Jugendlichen aus weiterführenden Schulen in Polen und Deutschland Narzissen aus Papier herstellen, die ein Symbol für die kollektive Erinnerung an den Ghettoaufstand sind. Die Herstellung der Papierblumen wird von einem kurzen historischen Abriss über jene Tage begleitet.

Auf diese Weise werden die Jugendlichen die Ereignisse von vor 80 Jahren würdigen, getreu dem Motto „Uns in der Erinnerung verbinden“.

Die Begegnung mit Jugendlichen findet am 19.04.2023 im Kulturforum Synagoge Görlitz statt und wird in polnischer und deutscher Sprache abgehalten. Auf dem Programm stehen unter anderem eine Vorführung des Animationsfilms „In Time for God“ und ein gemeinsamer Spaziergang durch Görlitz und Zgorzelec, verbunden mit dem Verteilen von Narzissen und der Information von Passanten über die Kampagne.