FORGOTTEN PLACES – Auf den Spuren der Geschichte heute
Vor dem Hintergrund dieser Ausgangslage widmet sich das Projekt Forgotten Places – Auf den Spuren der Geschichte heute dem Themenkomplex der NS-Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg im Deutschen Reich und in den vom Deutschen Reich besetzten Gebieten auf lokaler Ebene.
Geplant sind historisch-politische halbtägliche Bildungstouren mit dem Fahrrad, die historische Orte der Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft, Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg und Orte jüdischen Lebens in der Stadt Görlitz ansteuern und sich mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges vor Ort auseinandersetzen und dann in einem reflexiven Workshopformat gemeinsam abschließen.
Das Besondere ist, dass neben der Kooperation mit anderen Bildungsträgern und Institutionen bereits vorhandenes Wissen aufgearbeitet wird und bei jeder geplanten Tour ebenfalls neuste Forschungsergebnisse miteinbezogen werden. Dabei wird über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinaus auch ein größeres Publikum angesprochen, da die Inhalte auch über Kurzaufsätzen in Blogform online zugänglich gemacht werden, was eine größere Nachhaltigkeitund Reichweite des Projektes sichert.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Tour anmelden HIER.
Mehr Informationen:
+49 (0) 3581 66 12 69
Projekthintergrund
Die Projektidee ist es, den Themenkomplex NS-Zwangsarbeit fest in der Görlitzer Stadtgeschichte zu verankern und die Geschichten und Schicksale der Zwangsarbeiter:innen sichtbar zu machen.
Der Meetingpoint möchte daher mit Bewohner:innen jeder Herkunft und jedes Bildungsstandes sowie Alters auf Spurensuche gehen, n, authentische historische Orte besuchen und das Erfahrene und Gelernte in Bezug zu unserem heutigen Leben setzen.
In der heutigen deutsch-polnischen Europastadt Görlitz/Zgorzelec hat die Aufarbeitung der Geschichte allgemein einen besonders großen Stellenwert, da die Interaktionen zwischen Deutschen und Polen in der Doppelstadt als Kondensationspunkt des Prozesses der deutsch-polnischen Versöhnung gesehen werden können und die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen dabei eine große Rolle spielen.
Historische Einordnung Projektthematik – NS Zwangsarbeit
In den Jahren von 1939 bis 1945 wurden etwa 20 Millionen Menschen2 von den Nationalsozialisten im Dritten Reich und den besetzen Gebieten zur Arbeit gezwungen. Unter Ihnen waren zivile Männer, Frauen, Kinder, jüdische und nichtjüdische KZ-Häftlinge und auch Kriegsgefangene.
Zwangsarbeiter wurden in allen Wirtschaftszweigen zur Arbeit eingesetzt und dadurch ausgebeutet. Die Allgegenwärtigkeit der Zwangsarbeiter im alltäglichen Leben macht die NS-Zwangsarbeit zu einem öffentlichen und sichtbaren Verbrechen des Dritten Reiches.3
Die historische sowie juristische Aufarbeitung des deutschen Verbrechens in Bezug auf Zwangsarbeit im Nationalsozialismus stand jedoch lange Zeit im Hintergrund der öffentlichen Debatte.
Die sehr späte gesellschaftliche Aufarbeitung der Zwangsarbeit im Nachkriegsdeutschland hatte zur Folge, dass diese Thematik trotz ihres immensen Ausmaßes im historischen Gedächtnis der heutigen Gesellschaft wenig verankert ist.
1 Papendick, Michael/Rees, Jonas/Scholz, Maren/Zick, Andreas: MEMO IV. Multidimensionaler Erinnerungs Monitor. Studie IV | 2021, Bielefeld 2021, S. 19.
2 Gedenkstätte Zwangsarbeit Leipzig: NS-Zwangsarbeit, 2022, URL: https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/de/zwangsarbeit-in-leipzig/ns-zwangsarbeit (abgerufen am 30.01.2024)
3 vgl. Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora: Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg. Eine internationale Wanderausstellung initiiert und gefördert von der Stiftung ‚Erinnerung, Verantwortung und Zukunft‘, 2010, URL: https://www.stiftung-gedenkstaetten.de/themen/projekte/zwangsarbeit (abgerufen am 20.01.2024).
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