Beliebte Tags
Schlagwörter

Gedenkzentrum wird für eine Stunde zur Kirche

Gedenkzentrum wird für eine Stunde zur Kirche

Zgorzelec/Görlitz. Im Gedenkzentrum für das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag VIII A wurde an diesem Sonntag erstmals ein katholischer Gottesdienst gefeiert. Die Heilige Messe stand im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung des Lagers vor 78 Jahren. In Abstimmung mit dem Bischof von Liegnitz, Andrzej Siemieniewski, gestaltete der Görlitzer Dompropst Dr. Alfred Hoffmann die Feier, an der Rund 80 Christen aus der Europastadt Görlitz-Zgorzelec teilnahmen.

Hoffmann erinnerte im Europäischen Zentrum Erinnerung, Bildung, Kultur an die Schuld der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Und er lenkte den Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine, der erneut großes Leid verursache. In einer Predigt würdigte der Dompropst des Bistums Görlitz die gemeinsame Arbeit von Polen und Deutschen in der Gedenk- und Begegnungsstätte in der polnischen Grenzstadt Zgorzelec. Die Erinnerung an die 120.000 Kriegsgefangenen sei eine wichtige Basis für Versöhnung. Ausdrücklich würdigte Hoffmann den Mut der polnischen Bischöfe, die am Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1965 in einem Brief an die deutschen Bischöfe die Initiative zu Vergebung und Versöhnung ergriffen hatten.

Der Gottesdienst wurde vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) im Radiosender MDR Kultur live übertragen.

Das Europäische Zentrum Erinnerung, Bildung, Kultur wird von der gleichnamigen polnischen Stiftung getragen und gemeinsam mit dem deutschen Verein Meetingpoint Memory Messiaen betrieben. Mit europäischen Fördermitteln aus dem Interreg-Programm finanziert, wurde die Gedenkstätte im Januar 2015 eröffnet. In besonderer Weise erinnert sie an den französischen Komponisten Olivier Messiaen, der im Stalag VIII A interniert war und hier am 15. Januar 1941 sein berühmtes „Quartett für das Ende der Zeit“ uraufgeführt hat.