01 Sep 23 84. Jahrestag des Ausbruches des Zweiten Weltkriegs
Der 1. September ist für die Polen ein wichtiges Datum. Ein Datum, das in den Köpfen von Millionen von Menschen unwiderruflich mit dem Trauma des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen verbunden ist. Man könnte sagen: „Es sind so viele Jahre vergangen“. Ja, das ist wahr. Aber die Tragödie des Krieges wird in den polnischen Familien von Generation zu Generation weitergegeben und erzählt, und gerade heute werden oft noch nicht verheilte Wunden wieder aufgerissen.
Woran liegt es, dass der Krieg und seine Folgen im gesellschaftlichen Bewusstsein der Polen ein ständiges Thema sind, auch wenn sie in unterschiedlichem Maße emotional diskutiert werden? Warum fühlen sich die Polen als Gesellschaft immer noch als Opfer dieses schrecklichen Krieges? Erinnern wir uns an einige Fakten: Etwa 1,5 Millionen Polen verloren während des Krieges ihr Leben, Hunderttausende wurden in deutsche oder sowjetische Lager deportiert, Hunderttausende wurden als Zwangsarbeiter zur Sklavenarbeit für das Dritte Reich gezwungen. In den deutschen Vernichtungslagern, die auf polnischem Gebiet eingerichtet wurden, fand die Massenvernichtung der polnischen und europäischen Juden statt.
Diejenigen Polen, die den Alptraum des Krieges überleben konnten, wurden nach 1945 von den neuen kommunistischen Behörden, die von der Politik Moskaus abhängig waren, wiederholt verfolgt.
Infolge der internationalen Vereinbarungen änderten sich die Grenzen des polnischen Staates. Die Republik verlor ihre Ostgebiete, und es kam zu Vertreibungen und Umsiedlungen. Diese knappe Beschreibung zeigt, dass das nationale Kriegstrauma Polens seine eigenen tiefen Ursachen hat.
In einer Stadt wie Zgorzelec hat die Arbeit zum Gedenken an diesen Tag einen besonderen Charakter. Erinnern wir uns daran, dass die Deutschen hier eines der ersten Kriegsgefangenenlager, das Stalag VIII A, eingerichtet haben, in das die ersten Kriegsgefangenen – polnische Soldaten – bereits im September eingeliefert wurden.
Die Feierlichkeiten zu diesem Tag finden immer am Adlerdenkmal statt, das zum Gedenken an die Zweite Polnische Armee errichtet wurde, die dieses Gebiet 1945 an der Seite der Roten Armee befreite.
Mit unserer pädagogischen Arbeit hier in der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Stalag VIII A wollen wir die Erinnerung an die Menschen wiederherstellen und bewahren, die von den Schlachtfeldern hierher gebracht wurden, die Bitterkeit der Niederlage und die Ungewissheit über ihr weiteres Schicksal erlebten, die Hunger litten und hart arbeiteten.
Wenn wir heute aller Opfer dieses Krieges gedenken, so wollen wir vor allem der ersten Opfer vom September 1939 gedenken, mehrerer tausend polnischer Soldaten, die als Kriegsgefangene mit Transporten in dieses Lager gebracht wurden.
Ehret ihr Andenken!