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Das Erinnern rückt ins Zentrum – Meetingpoint hat einen neuen Namen

Das Erinnern rückt ins Zentrum – Meetingpoint hat einen neuen Namen

Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar:  Unser Deutsch-Polnischer Gedenkverein heißt nun Meetingpoint Memory Messiaen

Es ist nur eines von drei „M“, aber eine wichtige Veränderung: Aus dem „Meetingpoint Music Messiaen“ wird der „Meetingpoint Memory Messiaen“. Damit steht die grenzübergreifende Erinnerung an die Kriegsgefangenen des früheren Görlitzer Lagers Stalag VIII A unter einem neuen Namen. Zugleich feiert der Verein mit diesem Schritt sein 15-jähriges Bestehen.

„Seit der Gründung im Dezember 2006 hat sich die Arbeit des Vereins kontinuierlich weiterentwickelt und somit auch verändert“, begründet der Vorsitzende Frank Seibel den Schritt. „In der Gründungsphase lag der Schwerpunkt noch deutlich auf der Musik und ihre völkerverbindende Kraft. Mit den Jahren wurde klar, dass im Zentrum unserer gesamten Arbeit das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg und die 120.000 Zwangsarbeiter in unserer Stadt steht. Dies soll sich auf den ersten Blick auch in unserem Namen ausdrücken.“

Darum tritt das Wort „Memory“ für Gedächtnis/Erinnerung an die Stelle von „Music“. Das Element „Meetingpoint“ bleibt im Namen, weil das einstige Stalag VIII A zu einem Treffpunkt von Menschen aus aller Welt geworden ist und dies bleiben soll. Auch „Messiaen“ bleibt im Vereinsnamen, denn der französische Komponist Olivier Messiaen (1908-1992) war der prominenteste Görlitzer Kriegsgefangene. Er machte durch sein epochales Werk „Quatuor pour la fin du temps“ (Quartett auf das Ende der Zeit) dieses Kriegsgefangenenlager zu einem bedeutenden Ort in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Messiaen hat das Stück im Lager komponiert und dort am 15. Januar 1941 mit drei Mitgefangenen uraufgeführt.

Die Umbenennung des Vereins ist verbunden mit Anpassungen in der Satzung des Vereins. Beides ergibt sich aus einer immer intensiver gewordenen Kooperation mit der polnischen Stiftung Erinnerung, Bildung, Kultur in Zgorzelec. Die Stiftung ist Eigentümerin der Gedenkstätte, die im Rahmen eines gemeinsamen EU-Projekts im Januar 2015 eröffnet wurde. „Unsere Arbeit wird von den Regierungen Polens und Deutschlands beobachtet und gewürdigt“, sagt die Stiftungsvorsitzende Kinga Hartmann-Wóycicka. „Darum ist es wichtig, dass man von außen auf den ersten Blick erkennen kann, dass die polnische Stiftung und der deutsche Verein in Anspruch und Inhalt zueinander passen.“

Fast acht Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird es immer schwieriger, die Erinnerung an den Krieg, die Opfer und an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft Deutschlands in Europa wach zu halten. Es gibt kaum noch Überlebende dieser Zeit, die über ihr persönliches Erleben berichten können. „Darum ist es wichtig, neue Wege und Methoden zu finden, um vor allem junge Menschen emotional zu berühren und für die Geschichte Europas in unserer Region zu sensibilisieren“, sagt Alexandra Grochowski, die Leiterin der Geschäftsstelle des Meetingpoint Memory Messiaen. So gehören konkrete Arbeiten auf dem Gelände des einstigen Lagers Stalag VIII A    zu den Schlüsselprojekten von Verein und Stiftung.

„Die Musik bleibt für die Arbeit des Vereins wichtig. Allerdings dient auch sie als ein Schlüssel zur Erinnerung“, betont der Vereinsvorsitzende Frank Seibel. Messiaens Quartett sei in diesem Sinne auch ein sehr individuelles und persönliches Zeitzeugnis. „Uns ist es wichtig, dass wir beim Blick auf die Geschichte des Lagers nicht nur auf die schieren Zahlen schauen: 120.000 Kriegsgefangene, mehr als 10.000 Tote. Wir müssen uns immer bewusst machen, dass hinter jeder Zahl ganz konkrete Menschen stehen.“ In diesem Sinne sei die Musik ein wichtiges Element der Gedenk-Arbeit zum Stalag VIII A.

Mit der Namensänderung  tritt unser Verein auch mit einem neuen Logo und einer neu gestalteten Internetpräsenz an die Öffentlichkeit.

www.meetingpoint-memory-messiaen.eu

Aus technischen Gründen wird die neue Webseite ab dem 4. Februar 2022 freigeschaltet.