26 Sep. 25 Kindermiasto Zgorlitz 2025: Zwei Wochen Kinderstadt an der Neiße
Vom 1. bis 10. Juli 2025 haben rund 200 Kinder aus Görlitz, Zgorzelec und Umgebung ihre eigene Stadt aufgebaut: die Kindermiasto Zgorlitz. Zum zwölften Mal wurde ein Gelände, diesmal die RABRYKA in Görlitz, für zwei Wochen zu einem Ort, an dem Kinder bestimmen, wie Stadtleben aussehen kann – mit Jobs, eigener Währung, politischen Wahlen und buntem Kulturprogramm.

Eine Stadt von Kindern für Kinder
In der Kinderstadt läuft vieles wie in einer echten Stadt – nur kleiner und spielerischer. Die Kinder suchten sich Berufe aus, verdienten ihren Lohn in der Währung „Kimi“ und entschieden selbst, wofür sie ihr Geld ausgaben. Sie wählten jede Woche Bürgermeister:in und Stadtrat, brachten ihre Anliegen ein und organisierten Kulturangebote. So lernten sie im Alltag, wie Demokratie funktioniert.
Das besondere Thema 2025: MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Mit Workshops der Hochschule Zittau/Görlitz, des Senckenberg Museums für Naturkunde und des deutsch-polnischen Forschungsinstituts CASUS konnten Kinder Forschung und Technik hautnah erleben. Daneben gab es zahlreiche kreative, handwerkliche und künstlerische Angebote – vom Zirkus über Radioprojekte bis hin zur Gastronomie.
Alltag in der Kinderstadt
Der Ablauf war klar strukturiert: morgens Berufswahl auf dem Marktplatz, dann Arbeit in den Workshops – von Verwaltung über Bankwesen bis zu Sport und Kunst. Vier Stunden Arbeit und zwei Stunden Freizeit bildeten den Rahmen.
Das Mittagessen wurde von internationalen Freiwilligen des Service Civil International (SCI) gemeinsam mit Kindern gekocht. Unter pädagogischer Begleitung des Vereins esta e.V. planten sie die Mahlzeiten, kauften ein und bereiteten täglich frische Speisen zu.
Neu war die „Entspannungsinsel“, betreut von einer Ergotherapeutin. Dort konnten Kinder, die eine Pause brauchten, malen, spielen oder zur Ruhe kommen – ein Angebot, das sehr gut angenommen wurde.
Höhepunkte waren die Stadtfeste am Ende jeder Woche, die von den Kindern komplett selbst organisiert wurden – mit Marktständen, Bühnenprogramm und selbstgemachten Snacks.



Politik zum Mitmachen
Politik spielte eine große Rolle. Schon am ersten Tag startete der Wahlkampf ums Bürgermeisteramt. Nach der Wahl trafen sich Stadtrat und Bürgermeister:in täglich, um die Anliegen der Kinder zu besprechen: Mülltrennung, Essenspreise oder Zuschüsse für Kultur. Eine von Kindern organisierte Demo für bessere Bedingungen im Kulturbereich führte sogar zu echten Verbesserungen. So wurde Demokratie unmittelbar erlebbar.
Wer das Projekt trägt
Träger der Kindermiasto ist seit 2016 der Meetingpoint Memory Messiaen e.V. Die Stadt wäre aber ohne viele Partner nicht möglich:
- Auf deutscher Seite unterstützten Ca-Tee-Drale e.V., esta e.V., der Verein Second Attempt e.V., Hi! Lusatia e.V. und der KulturBrücken e.V..
- Auf polnischer Seite war das städtische Kulturhaus „Miejski Dom Kultury“ in Zgorzelec ein zentraler Partner.
- Dazu kamen die beiden Stadtverwaltungen von Görlitz und Zgorzelec, die das Projekt seit Jahren begleiten.
Insgesamt waren mehr als 80 Personen aktiv eingebunden: Workshopleiter:innen, Sprachmittler:innen, Helfer:innen und internationale Freiwillige. Jede und jeder brachte eigene Ideen und Schwerpunkte ein – so wurde jede Ausgabe der Kindermiasto ein wenig anders und einzigartig.


Ziele und Wirkung
Die Kinderstadt will Begegnung schaffen, Verantwortung fördern und berufliche Orientierung bieten – und genau das ist gelungen:
- Kinder aus Deutschland und Polen arbeiteten zusammen und schlossen neue Freundschaften.
- Sie übernahmen Verantwortung, probierten Berufe aus und erfuhren, dass ihre Stimme zählt.
- Durch die Vielfalt an Workshops bekamen sie Einblicke in Berufe von Handwerk über Medien bis hin zu Wissenschaft.
- Regionale Fachleute und Einrichtungen gaben ihr Wissen weiter – von Feuerwehr bis Stadtbibliothek.
Damit ist die Kindermiasto nicht nur ein Ferienprojekt, sondern auch ein Beitrag zur regionalen Entwicklung im Grenzraum.
Rückblick und Ausblick
Das Fazit 2025 fällt klar aus: Die Kindermiasto war ein Erfolg. Besonders gelobt wurden die entspannte Atmosphäre, die abwechslungsreichen Angebote und die gute Organisation.
Für die nächste Ausgabe 2027 ist eine Rückkehr nach Zgorzelec geplant. Dort soll an den Austragungsort von 2023 angeknüpft werden. Die größte Herausforderung bleibt die Finanzierung: Fördermittel wurden 2025 gekürzt, Für 2027 wird daher eine stabile finanzielle Grundlage entscheidend sein.
Zwei Wochen lang haben Kinder in Görlitz erlebt, wie spannend es ist, eine Stadt selbst zu gestalten – mit Ideen, Verantwortung und viel Kreativität. Die Kindermiasto Zgorlitz 2025 hat gezeigt: Wenn Kinder das Sagen haben, entsteht eine Stadt voller Energie und Gemeinschaft.
