Das prominenteste Beispiel für den Einsatz von Zwangsarbeiter:innen ist die Görlitzer WUMAG (Waggon- und Maschinenbau AG). Das Unternehmen war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg der größte Görlitzer Arbeitgeber und war auf die Produktion von Schienenfahrzeugen und Dampfturbinen spezialisiert. 1940 erfolgte eine sogenannte Wehrwirtschaftsprüfung: Der Betrieb wurde als kriegswichtig eingestuft und auf Rüstungsproduktion umorganisiert. Massive Investitionen durch Oberkommando der Wehrmacht und Oberkommando der Marine führten dazu, dass die WUMAG fast ausschließlich für Marine, die Wehrmacht und die Luftwaffe produzierte und sich die Umsatzbereiche stark veränderten: der privatwirtschaftliche Anteil der Produktion lag etwa 1942 nur noch bei 30,5 %.
Als kriegswichtiges Unternehmen hatte die WUMAG das Recht, den durch den Wegfall der zum Kriegsdienst verpflichteten Arbeiter und den gleichzeitigen Anstieg des Bedarfs an Arbeitskräften durch Zwangsarbeiter:innen zu kompensieren. Der Einsatz von ausländischen Zwangsarbeiter:innen war dabei „klassisch“, wie sich auch aus der insgesamt lückenhaften Aktenlage rekonstruieren lässt. Im Juni 1940 waren polnische Zwangsarbeiter in der WUMAG beschäftigt, später kamen auch Franzosen, Belgier, Tschechen uns sog. „Ostarbeiter“ hinzu. Ebenfalls mussten Jüdinnen und Juden, die im KZ „Biesnitzer Grund“ (einer Außenstelle des KZ Groß Rosen) untergebracht waren, Zwangsarbeit für die WUMAG verrichten. Das Ausmaß des erzwungenen Einsatzes ausländischer Arbeitskräfte wird aus einer Momentaufnahme deutlich: Im Mai 1944 waren knapp 60% der Belegschaft ausländische Arbeiter:innen. Der Einsatz von Zwangsarbeiter:innen war für das Unternehmen äußerst lukrativ: In den Jahren 1938-1944 vervielfachte sich der Umsatz von 29.439.814,53 RM auf 110.150.000 RM, der Gewinn steigerte sich in diesen Jahren von 629.098,76 auf 819.586,77 RM.
Es ist kein Geheimnis, dass der Kapitalstock vieler Unternehmen, die im Nationalsozialismus tätig waren und in der ein oder anderen Form über die Zäsur von 1945 hinaus Bestand hatten, auf den massiven Einsatz von Zwangsarbeiter:innen gründet. Obwohl es auch im Falle der WUMSG über die vielen Brüche seit Ende des Zweiten Weltkrieges durchaus Kontinuitäten zu heute in Görlitz tätigen Unternehmen gibt, ist die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Firmengeschichte und regionalen Wirtschaftsgeschichte wie in vielen anderen Fällen bislang allenfalls kursorisch erfolgt.