Neben Kriegsgefangenen und Zivilpersonen wurden auch jüdische KZ-Häftlinge zum Arbeitseinsatz unter entbehrungsreichen Bedingungen gezwungen – so auch im Falle der WUMAG. Die Jüdinnen und Juden waren in einem Zwangsarbeitslager im Biesnitzer Grund – daher die geläufige, jedoch inoffizielle Bezeichnung „KZ Biesnitzer Grund“ – untergebracht, das im Laufe seiner Existenz mehrere Etappen durchlief.
Bereits 1939 hatte die WUMAG das Gelände der ehemalige Ziegelei erworben, wo sie ein Barackenlager errichtete. Zunächst wurden hier französische Kriegsgefangene untergebracht, nach dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Sowjetunion im Sommer 1941 und dem Stocken der Offensive kamen sog. „Ostarbeiter“, also zivile Zwangsarbeiter:innen und sowjetische Kriegsgefangene, hinzu, die in einem sog. „Russenlager“ untergebracht wurden.
Zu den Kriegsgefangenen und zivilen Zwangsarbeiter:innen kamen schließlich jüdische Zwangsarbeiter:innen hinzu. Verantwortlich für den Zwangsarbeitereinsatz von Jüdinnen und Juden in Schlesien zeichnete die sog. Organisation Schmelt, benannt nach SS-Brigadeführer Albrecht Schmelt, dem „Sonderbeauftragten des Reichsführers SS für fremdvölkischen Arbeitseinsatz in Oberschlesien“. Jüdinnen und Juden wurden gemäß der nationalsozialistischen Ideologie zunächst von ihren Arbeitsplätzen entfernt und in sog. „Judenlager“ gebracht, die bereits in unmittelbarer Nähe zu Betrieben entstanden, an denen die Jüdinnen und Juden dann als Zwangsarbeiter:innen unter besonders schlimmen Bedingungen eingesetzt wurden. So auch im Falle der WUMAG. Ab April 1943 wurde ein „ZAL“ (Zentrales Arbeitslager) für jüdische Insass:innen eingerichtet, die in der Rüstungsproduktion bei der WUMAG eingesetzt wurden.
Das Lagergelände war von einem Zaun umgeben, der elektrischen Strom führte. Auf dem Gelände bzw. in unmittelbarere Nähe befanden sich neben den Unterbringungsbaracken der Häftlinge auch Werkstätten in den Gebäuden der ehemaligen Ziegelei Funktionsbaracken sowie Wohnbaracken des Lagerkommandanten und der SS. Jüdische Frauen und Männer waren im Lager getrennt unter widrigsten und unmenschlichsten Bedingungen in Holzbaracken untergebracht. Die männliche Inhaftierten des Lagers gelangten über die großen KZs Auschwitz und Groß Rosen bzw. Fünfteichen als Außenlager des letzteren nach Görlitz. Die im KZ Inhaftierten waren hinsichtlich Herkunft und Nationalität heterogen: sie kamen sowohl aus Deutschland, der Slowakei, Ungarn, der Karpaten-Ukraine sowie Polen. Im September gelangte der erste Transport mit ungarischsprachigen Frauen nach Görlitz.
Nachdem Heinrich Himmler befohlen hatte, Lager aufzulösen, deren Häftlinge in nicht kriegswichtigen Bereichen eingesetzt waren, wurde auch das ZAL Görlitz Mitte 1944 dem KZ Groß Rosen als Außenlager eingegliedert.