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Post von Ch. Demullier

Post von Ch. Demullier

Christophe Demullier, Sohn des ehemaligen französischen Kiegsgefangenen Paul Demullier, hat sich intensiv mit dem Schicksal seines Vaters als Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter auseinandergsetzt. Hier ist, was er uns geschrieben hat:

Paul Demullier im Stalag VIII A (Kommandos 312, 324 und 345A)

Ich habe nur wenige Informationen über die Vergangenheit meines Vaters in den Jahren 1939–1945, da ich ihn zwar oft danach gefragt habe, er aber nie darüber sprechen wollte. Ich habe ein paar Anekdoten gehört, aber mehr auch nicht. Ich habe ihm sogar angeboten, ihn an die Orte seiner Gefangenschaft mitzunehmen, aber er hat abgelehnt. Die folgenden Informationen stammen aus seinem Wehrpass, vom IKRK [Internationales Komitte vom Roten Kreuz], aus den Archiven von Caen und aus den zahlreichen Fotos, die er aufbewahrt und (manchmal) sorgfältig datiert und geortet hat.

Paul Demullier, mein Großvater, wurde am 04.12.1917 in Gosnay (62) geboren. Er gehörte zum Jahrgang 1937 und unterstand dem Rekrutierungsbüro von Béthune, wo er am 15.10.1938 die Matrikelnummer 1658 erhielt. Ab dem 01.03.1939 unterstand er dem Büro von Arras.

Im August 1939 absolvierte er seine Grundausbildung im Lager Sissonnes (Aisne). Von der Präfektur Pas-de-Calais als Familienernährer gemeldet, wurde er einer nicht kämpfenden Einheit zugeteilt (1. Abteilung der militärischen Verwaltungsangestellten). Die 1. Abteilung der COA entspricht den Versorgungseinheiten des Nord-Pas-de-Calais. Am 1..September 1939 wird er als Soldat 2. Klasse der 1. BOC (Boulanger Ouvrier de Campagne, Landbäcker) zugeteilt, seinem Beruf im Zivilleben. Fotos belegen seine Anwesenheit in Pinon (02) im Dezember 1939.

Am 25.06.1940 bestätigt Hauptmann Barnier, der Kommandant des Depots der Kompanie, seine Anwesenheit in der 1. Sektion der COMA. Er wird am 27.06.1940 in Ecouché (Orne) gefangen genommen und ins Frontstalag 203 (Lager Mulsanne in Le Mans) gebracht, wo er seine Gefangenenummer 6980 erhält. Er bleibt dort sechs Monate und wird am 11.01.1941 über das Frontstalag 133 in Rennes nach Deutschland verlegt. Am 20.01.1941 kommt er im Stalag VIII A an.

Am 25.05.1941 wurde er in Hirschberg (Jelenia Góra) in einem scheinbaren Forstlager fotografiert. Am 10.07.1941 befindet er sich im Schloss Maiwaldau (heute zerstört und in der Gemeinde Maciejowa gelegen). Er untersteht dem Kommando 312. Er wird mehrfach innerhalb und außerhalb des Schlosses fotografiert.

Von Januar 1942 bis Mai 1943 gehört er zum Kommando 324 und übt seinen Beruf als Bäcker in der Stadt Maiwaldau aus. Wahrscheinlich in der Mühle hinter der protestantischen Kirche.

Von Juni bis November 1943 arbeitet er auf einem Bauernhof in Ober-Schreiberhau (Szklarska Poręba). Er wird dem Kommando 345 A zugeteilt. Am 2. August 1943 beantragt er in Schreiberhau einen Reisepass, um „freier” Arbeiter zu werden. Seinen Pass erhält er am 02.12.1943. Zu dieser Zeit arbeitet er als Bäcker für Richard Richter. Die Bäckerei befindet sich in der Wilhelmstraße 781 in Ober-Schreiberhau. Er ist in einem Nebengebäude des Hauses Zackenaue untergebracht, das in einer Straße hinter der Bäckerei liegt.

Am 8. Mai 1945 wird er von sowjetischen Soldaten (aus Sibirien) befreit. Am 3. Juni kehrt er nach Frankreich zurück und wird am 13. Juni 1945 aus dem Militärdienst entlassen.