Erzwungener Arbeitseinsatz für das Deutsche Reich erfolgte nicht nur in großen Betrieben, in Steinbrüchen oder Fabriken, sondern auch in Privathaushalten, Bauernhöfen und kleinen mittelständischen Betrieben. Ein Beispiel für einen solchen findet sich an diesem Ort: in der Rauschwalder Straße 48a befand sich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs die Kohlenhandlung Donath. Wenngleich wenig Informationen über diesen Ort bekannt ist, liegen biographische Zeugnisse in Form der Erinnerungen eines ehemaligen Kriegsgefangenen vor, der zeitweise zum Arbeitsdienst in der Kohlenhandlung herangezogen wurde.
Der Belgier Pierre Angelroth war Soldat der belgischen Armee, die bald nach dem Überfall der Wehrmacht am 28. Mai 1940 kapitulieren musste. Angelroth geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft und erreicht am 6. Juni 1940 ein Durchgangslager in Görlitz-Ost, Stammnummer 18562. Er muss daraufhin auf den Gütern der Familie Richthofen in der Landwirtschaft arbeiten und wird dabei Zeuge wird, wie im August 1940 das KZ Groß Rosen (zunächst als Nebenlager des KZ Sachsenhausen) entsteht. Dann wird Angelroth im Arbeitskommando 2137 in der Kohlenhandlung Donath in Görlitz eingesetzt. In einem Gesuch an die Stadt Görlitz aus dem Jahre 1975, in dem er um Stadtpläne und Material bat, um seine Memoiren zu verfassen und sein Leben als Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter, beschrieb er seinen Einsatzort wie folgt: „Diese [die Firma Donath] war eine verhältnismässig wichtige Firma, die sich hauptsächlich mit dem Vertrieb von Kohlen und anderen Brennstoffen, Spedition und Müllabfuhr innerhalb der Stadt beschäftigte. Infolgedessen bin ich zusammen mit meinen Kameraden ziemlich viel in der Stadt herumgekommen, die uns dadurch mit der Zeit ziemlich vertraut wurde.“ (Pierre Angelroths Gesuch an die Stadt Görlitz vom 12. Mai 1975)
Angelroth fertigte Zeichnungen von seinem Arbeitsalltag an, so von dem Ausliefern von Kohle im Zentrum der Görlitzer Altstadt. Über seine Erlebnisse in der Kohlenhandlung sind wir auch dank einer wichtigen Pionierin der Aufarbeitung der Geschichte des Stalag VIII A Görlitz, der Schriftstellerin Hannelore Lauerwald, informiert. Angelroths Erinnerungen können in Lauerwalds Buch „Primum vivere“ nachgelesen werden.