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Friedhof in der ul. Cmentarna

Die Friedhöfe sind ein weiterer mit Kriegsgefangenschaft verbundener Gewaltort des Zweiten Weltkriegs. Mit verstorbenen Kriegsgefangenen wurde unterschiedlich umgegangen – u.a. in Abhängigkeit davon, welche „Wertigkeit” den jeweiligen Gruppen in der Optik der nationalsozialistischen Rassenskala zukam. Kriegsgefangene konnten zum einen auf örtlichen Friedhöfen begraben werden, wobei die jeweiligen nationalen Zugehörigkeiten und Konfessionen eine Rolle spielten. Angehörigen als „minderwertig” angesehener Nationalitäten oder „Rassen” wurden jedoch auch in Massengräbern begraben.

Auch dies spiegelt sich im Falle von Görlitz wieder. Sowjetische Kriegsgefangene, denen die Nationalsozialisten die in der von ihnen ratifizierten Genfer Konvention von 1929 festgelegten Rechte verweigerten und besonders schlecht behandelten, wurden in einem Massengrab unweit des Lagergeländes verscharrt, das erst nach dem Krieg durch einen Gedenkstein ausgewiesen wurde. Verstorbene Kriegsgefangene anderer Nationalitäten wurden auf lokalen Friedhöfen begraben – sowohl in der Stadt Grölitz als auch in der Umgebung, wie dem nördlich von Görlitz gelegenen Penzig (Pieńsk), was mit dem Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen, die in der gesamten Region Zwangsarbeit leisten mussten, zusammenhing.

Die Tour steuert mit dem heutigen zur katholischen Pfarrgemeinde der Muttergottes voller Gnade (parafia Matki Bożej Łaskawej w Zgorzelcu) gehörenden Friedhof an. Hier, in der damaligen Leoplodshayner Straße (heute ul. Cmentarna), befand sich ein damals evangelischer Friedhof, der nach dem Ersten Weltkrieg entstanden war. Ein Teil des Friedhofs wurde für verstorbene westliche – Franzosen und Belgier – wie auch jugoslawische Kriegsgefangene genutzt. Die Särge wurden in der lagereigenen Tischlerwerkstatt hergestellt, die Verstorbenen in individuellen Gräbern begraben, auf denen ein Kreuz angebracht war, auf dem  Name, Geburts- und Todesdatum vermerkt waren. An die 28 jugoslawischen Kriegsgefangenen erinnert heute eine Gedenktafel. Unmittelbar nach dem Krieg wurden auch polnische Soldaten hier begraben.

Nach dem Krieg wurden auf dem Friedhof kaum noch Bestattungen durchgeführt, nachdem 1946 offiziell ein anderer eröffnet worden war. Mitunter wurden Teile der Ummauerung und auch Grabsteine nach Außerbetriebnahme des Friedhofs waren die Internationalität der im nunmehr zu Polen gehörenden Zgorzelec ein wichtiger Ausgangspunkt für länderübergreifende Initiativen, die angesichts des Kalten Krieges, der auch gerade die neue Grenzregion betraf, geradezu erstaunlich sind: So wurden die Körper französischer und belgischer Kriegsgefangener, die identifiziert werden konnten, nach dem Krieg mitunter exhumiert und in ihre Heimatländer überführt. Auch kamen Angehörige und Veteranen nach Zgorzelec und besuchten die Gräber verstorbener Kriegsgefangener. (Informationen nach Roman Zgłobicki: Obozy i cmentarze wojenne w Zgorzelcu, Jelenia Góra 1995, S. 63 ff.)